Langsam wurde es ziemlich dringend. Fiona atmete tief durch. Der Druck in ihrer Blase stieg nicht schnell, aber stetig. Das allein war nicht schlimm, in den meisten Fällen genoss sie dieses Gefühl. Oft trank sie absichtlich viel, um das erregende Kribbeln zu spüren, das eine volle Blase in ihr hervorrief. Dann stellte sie sich selbst auf die Probe, wie lange sie es aushielt, bis sie in allerletzter Sekunde die Toilette aufsuchen musste.
Heute jedoch war es absolut nicht geplant. Heute war, im Gegensatz zu den Spielchen, die sie mit sich allein trieb, ihr Freund bei ihr, der von dieser kleinen, geheimen Vorliebe nichts wusste – und auch nichts wissen sollte. Sie ahnte, dass er nicht besonders positiv darauf reagieren würde. Sie wollte sein Unverständnis nicht spüren, wollte sich nicht erklären. Und dann das! Es war ihr unangenehm, vor seinen Augen in diese missliche Lage geraten zu sein, für die sie nicht einmal etwas konnte.
Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Sie versuchte, zu verdrängen, wie nötig es bereits war. Hilflos presste sie ihre Schenkel zusammen, rutschte unruhig auf ihrem Autositz hin und her. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie ihr Freund Malte sie beobachtete.
»Alles okay?«, fragte er, während seine Augen sich wieder auf die endlose Autoschlange vor ihnen richteten. Fiona mochte nicht mehr sprechen, war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Sie gab lediglich einen zustimmenden Laut von sich. Ihr war nicht nach einer Erklärung. Im Geist bat sie den lieben Gott darum, endlich den Stau aufzulösen, in den sie schon vor über einer Stunde geraten waren, doch dieser schien kein Einsehen zu haben. Es bewegte sich gar nichts.
Verzweifelt schloss sie die Augen. Sie wollte nicht sehen, dass noch nicht einmal in weiter Ferne ein Ausfahrtschild auftauchte. Es würde noch endlos dauern können, bevor sie überhaupt die Autobahn verlassen konnten, dann die Landstraße bis nach Hause …
Ein heißer Schauer lief über ihre Haut, als sie fühlte, wie es noch drängender wurde. Automatisch beugte Fiona sich nach vorn, schob ihre Hand zwischen ihre fest zusammengedrückten Schenkel. Sie verfluchte jedes Glas Saft, das sie heute getrunken hatte, dazu die vielen Becher Kaffee. Und noch mehr ärgerte sie sich über den Umstand, sich ausgerechnet an diesem Tag für die hellblaue Jeans entschieden zu haben, die punktgenau auf ihre übervolle Blase drückte. Die Idee, dass ein Rock erheblich praktischer gewesen wäre, drängte sich auf. Im Schutz eines Rockes, so sinnierte sie, hätte sie einfach aussteigen und es unauffällig an ihren Beinen hinablaufen lassen können. Oder? Ach nein, auch dies hätte sie sich vor den Augen Maltes nicht getraut. Wahrscheinlich würde er sich ekeln, sie danach nur noch ungern in sein Auto einsteigen lassen. Es war ohnehin egal, diese Anschauungen brachten sie nicht weiter, schalt sie sich in Gedanken selbst, sie hatte nun einmal die blaue Jeans an und jede feuchte Spur würde bestens zu sehen sein. Und die Hose vor den Blicken der anderen Autofahrer herunterzuziehen, um sich neben dem Fahrzeug zu erleichtern, kam nicht infrage.
Fiona saß in der Falle – es blieb ihr nichts anderes übrig, als es auszuhalten und zu beten. Die Fantasie, wie sie es unter einem Rock einfach laufen lassen könnte, hatte die Situation nur noch verschlimmert. Sie quälte sich furchtbar. Zwar beobachtete Malte sie weiterhin aus den Augenwinkeln, jedoch kommentierte er ihre merkliche Unruhe nicht, wofür sie dankbar war. Sie hatte ihm ja nicht geantwortet, lediglich einen knappen Bestätigungslaut von sich gegeben. Und auch jetzt sah sie stur aus dem Seitenfenster.
Von Zeit zu Zeit schloss sie die Augenlider, wenn sie glaubte, ihre Konzentration würde nicht mehr ausreichen. Ihr Gesicht war heiß, Scham und Anspannung färbten ihre Wangen rosig – freundlich formuliert. Sie vermutete, dass sie langsam die Farbe einer reifen Tomate annahm. Ihre Finger pressten sich fest auf die Naht in ihrem Schoß.
Ohne es beeinflussen zu können, erschien die Toilette ihrer kleinen Wohnung vor ihrem inneren Auge; sie dachte ebenso an das Bad bei ihren Freunden, die sie besucht hatten, bevor ihnen auf dem Rückweg ein solch verflixter Stau in die Quere gekommen war. Nichts wünschte sie sich sehnlicher, als dass sie vor Fahrtbeginn noch einmal bei ihnen aufs Klo gegangen wäre. Doch was hätte es gebracht? Nichts. Zu dem Zeitpunkt musste sie nämlich noch nicht.
Um sie herum herrschte absoluter Stillstand. Nach und nach waren die Motoren abgeschaltet worden. Die Leute in den übrigen Autos schienen sich mit der Stagnation abgefunden zu haben.
Hektisch tänzelten Fionas nackte Füße in ihren Sandalen. Als eine neue Welle des Drucks durch ihren Körper schwappte, gab sie einen leisen, wimmernden Ton von sich. Ihre Not war inzwischen unübersehbar – längst hatte ihr Freund kapiert, in welcher Bredouille sie sich befand. Fiona wusste es nicht sicher, doch mit jeder Minute, die verging, wurde es ihr gleichgültiger. Sie begriff verzweifelt, dass es bald ohnehin zu spät sein würde. Bis nach Hause war es einfach zu weit – sie hatte keine Chance, es noch so lange hinauszuzögern.
Ihre Finger rieben an dem festen Stoff der Jeans, ihre Oberschenkel bewegten sich ruhelos gegeneinander. Verkrampft und hilflos suchte sie nach einer Lösung, doch ihr fiel keine ein. Dies ging weit über ihre absichtlichen Spiele hinaus; sie konnte sich nicht erinnern, jemals dermaßen dringend gemusst zu haben. Ihr gesamtes Denken wurde einzig von dem Wunsch beherrscht, endlich, endlich pinkeln zu können. Und dann passierte es: Ohne Vorwarnung brach ein Damm in ihrem Inneren … Ihr Schließmuskel gab auf. Es war nicht mehr zurückzuhalten.
Während sie spürte, dass der lange aufgestaute Urin plötzlich haltlos aus ihr hinausströmte, löste sie den Gurt und riss panisch die Autotür auf. Weggewischt waren alle Bedenken, was die übrigen Autofahrer anging, vollkommen gleichgültig die neugierigen Augenpaare, die sich durch die Scheiben der anderen Wagen auf sie richteten. Auch an ihren Freund und die enorme Peinlichkeit, sich vor Malte in die Hosen zu machen, verschwendete sie keinen Gedanken mehr. Das konnte sie sich nicht erlauben. Es ging nun einzig darum, den Autositz zu retten und um die wundervolle Erlösung, die sich augenblicklich einstellte. Heiß und nass schoss es in ihre Jeans, die goldene Flut war nicht zu stoppen. Die Flüssigkeit durchtränkte den dicken Stoff auf der Stelle, wobei sie, wie erwartet, dunkle Bahnen an ihren Beinen zog.
Fionas Herz klopfte schnell, hämmerte von innen gegen den Brustkorb. Atemlos hielt sie sich an der offenen Tür fest, die Knie wurden vor seliger Erleichterung weich. Erst jetzt, in der leichten Sommerbrise, bemerkte sie, wie heftig sie geschwitzt hatte. Ihr Po wurde durch und durch feucht, die Nässe zog sich durch Slip und Hose gleichermaßen nach oben wie nach unten. Ungläubig senkte sie den Kopf und sah zu, wie es passierte.
Nach einigen Sekunden ließ der schlimmste Druck nach, jedoch lief es noch immer. Sie versuchte nicht, es zu stoppen, obwohl es nun vielleicht möglich gewesen wäre. Es spielte keine Rolle mehr – und das Gefühl in ihrem Unterleib kam einem Höhepunkt gleich. Kitzelnd floss der warme Urin aus ihrem Schoß, fasziniert sah Fiona die glänzenden Rinnsale, die den nassen Stoff noch einmal dunkler färbten. Weshalb war sie eigentlich nie auf den Einfall gekommen, ihre kleinen Experimente auf diese spezielle Art enden zu lassen? Warum nur hatte sie dies nie probiert, wenn es sich doch so wahnsinnig gut anfühlte?
Sie hielt den Kopf gesenkt, schloss ihre Umwelt vollkommen aus. Die Jeans klebten klatschnass an ihren Beinen. Sie stand in einem dunklen See mitten auf der Autobahn und starrte blicklos auf den Asphalt. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Die Sandalen würden die heiße Dusche wohl überstehen, so hoffte Fiona, während sie ihre nackten Zehen bewegte. Bald wurde es weniger … es hörte auf. Nur das warme, feuchte Gefühl auf ihrer Haut blieb ihr erhalten.
Sie mochte den Kopf nicht heben, als sie langsam in die Welt zurückkehrte. Mit der Realität kehrte die Blamage zurück und die Frage, was sie nun tun sollte. Aus dem unendlich angenehmen, erregenden Gefühl der Erleichterung wurde schlagartig etwas Unanständiges, für das sie den Eindruck hatte, sich furchtbar schämen zu müssen.
Vorsichtig blickte sie zu ihrem Freund ins Wageninnere. Sein Gesichtsausdruck verschlug ihr die Sprache. Stumm starrte er auf ihre nassen Beine. Sie erkannte weder den erwarteten Ekel noch Abneigung in seinen Zügen, sondern sah eine Mischung aus Überraschung und Faszination. Bevor sie die Tragweite dessen jedoch begriff, war der Augenblick vorbei und Malte sprang hektisch aus seinem Wagen.
Dankbar registrierte Fiona, dass er zum Kofferraum ging, um ein altes Handtuch hervorzuholen, das er immer dabei hatte – sie hatte oft darüber gespottet, was er alles so mit sich herumfuhr. Hiermit durfte sie nun offensichtlich zurück in sein Fahrzeug steigen. Leicht unbeholfen legte er das dicke Frotteetuch als Schutz auf den Beifahrersitz, bevor er sie mit heiserer Stimme aufforderte, Platz zu nehmen.
Gern folgte sie seiner Aufforderung, warf einen letzten Blick auf den nassen Fleck auf dem Asphalt und die feuchten Fußabdrücke, die sie hinterließ. Sie rutschte in ihren Sandalen hin und her, allerdings begann die Haut schon zu trocknen.
Schwungvoll schloss sie die Wagentür hinter sich. Sie war hin- und hergerissen zwischen der Beschämung, die sie so stark empfand, und der Erinnerung an das prickelnde Gefühl. Bereits jetzt wusste sie, dass sie es wieder tun würde; dass sie es wieder tun wollte. Vorsichtig lächelte sie ihren Freund an. Bevor sie jedoch zu einer Entschuldigung ansetzen konnte, bemerkte er betont lässig:
»Langsam könnte es wirklich mal weitergehen, oder?« Er erwähnte den Vorfall nicht, tief in seinem Inneren allerdings herrschte Aufruhr, wie sie feststellte. Ohne sie anzusehen, legte er seine Hand unmittelbar vor den Schritt ihrer völlig durchnässten Jeans, wo er sie erst wegnahm, als es zehn Minuten später tatsächlich weiterging und er den Motor anlassen musste. Fiona schmunzelte während des gesamten Heimweges. Ihr war die deutliche Wölbung in seiner Mitte nicht entgangen. Vielleicht würde er ja ein weiteres Mal dabei sein wollen, wenn ihr so ein nasses Missgeschick passierte …