Unheimlich dringend – Nasse Not an Halloween (Kurzgeschichte)

Das gemeinsame Kürbis-Schnitzen, zu dem Isabell und ich uns auch diesmal wieder in der Kleingarten-Parzelle ihrer Eltern verabredet hatten, war über die Jahre hinweg zu einer liebgewonnenen Halloween-Tradition geworden. Das Gestalten des überwiegend gruseligen Aussehens der orangefarbenen Gesichter machte Spaß und läutete diesen besonderen Abend des 31. Oktobers, der sich zumeist mit einer herrlich-schaurigen Party fortsetzte, unterhaltsam ein. Was mir allerdings an diesem Spätnachmittag in der Gartenkolonie widerfahren sollte, war alles andere als lustig – es war ohne Übertreibung mindestens so erschreckend und furchteinflößend wie die Kostüme sämtlicher Spukveranstaltungen zusammen, darauf schwöre ich jeden Eid der Welt …

Im Gegensatz zu meiner besten Freundin war ich pünktlich an dem beschaulichen Fleckchen Grün angekommen, zu dessen quietschendem Eingangstor ich glücklicherweise einen Schlüssel besaß.

Natürlich verspätet sie sich wieder, dachte ich, wie bei jeder ihrer Unpünktlichkeiten. Genaugenommen hätte ich mich längst daran gewöhnt haben können, doch leider war mir dieses bis heute nicht gelungen – noch immer rechnete ich zu jedem Termin und den ausgemachten Uhrzeiten fest mit ihr, was, wie es auch an jenem Nachmittag ausschaute, erneut einem Trugschluss gleichkam.

In der Hoffnung der Schlüssel, der mir so vertrauensvoll ausgehändigt worden war, und mit dem ich in diesem Moment das schiefhängende Tor öffnete, könnte genauso in das Türschloss der Gartenlaube passen, betrat ich die vom Herbst komplett orange-rot-eingefärbte Großstadt-Oase. Nicht nur, um auf Isabell zu warten, sondern vor allem, da ich zu diesem Zeitpunkt bereits mächtig dringend pullern musste, freute ich mich darauf, in die Laube zu gelangen.

Aus Erfahrung wusste ich, dass sich im Innenraum der Hütte ein kleiner, abgeteilter Raum mit einem WC befand. Welch grandiose Aussicht es in diesem Augenblick für mich war, mich gleich erleichtert auf die Klobrille setzen zu können – vorausgesetzt, ich würde überhaupt bis dorthin kommen …

Den von mir mitgebrachten Kürbis sowie den Leinenbeutel mit dem schwarzen Messer legte ich auf der Holzbank vor der Laube ab und schritt eilig zur Tür. Dort stehend, spürte ich meine Harnblase ebenso heftig pochen, wie sie es schon auf dem gesamten Weg von der Arbeit hierher zum Kleingarten getan hatte.

Weil ich bereits seit einer gefühlten Ewigkeit pinkeln musste, zwang der immense Blasendruck mich inzwischen, die Beine fest zu überkreuzen und keuchend in die Knie zu gehen. Ich atmete schneller; die Hoffnung auf das Passen des Schlüssels in die Schlösser beider Türen, das ich in meiner Not als durchaus berechtigt erachtete, trieb mich an.

Fatalerweise wurde ich enttäuscht – der Gartentorschlüssel war viel zu klein für das deutlich größere Türschloss der Laube. Bei heutiger Betrachtung der Lage sind mir die Gegebenheiten völlig klar, doch in meiner einsetzenden Verzweiflung allein in dem dunkler werdenden Areal des Kleingartens hatte das Herbeisehnen einer Toilette meinen Verstand offenbar außer Gefecht gesetzt. Es war mir kein bisschen abwegig, sondern in erster Line als ungemein praktisch erschienen, dass es sich bei dem kleinen, halb verrosteten Teil um eine Art Universalschlüssel für die gesamt vorhandenen Türen des Gartens handeln könnte.

Mittlerweile war das Licht des Tages so weit erloschen, dass sich ein geradezu bedrohlich anmutendes Zwielicht um mich herum auszubreiten begann. Ausgerechnet in diese Stimmung hinein, in der mein Dringendmüssen trotz allem mein größtes Problem darstellte, erreichte mich eine Whatsapp-Nachricht von Isabell: ›Fange einfach schon an, liebste Anna! Ich komm später dazu und bringe Sekt mit!‹

Daran, in dieser Situation auch nur irgendetwas Flüssiges zu mir zu nehmen, mochte ich nicht einmal denken, darüber hinaus ließ das Lesen des Textes den desperaten Zustand, in dem ich mich befand, nur noch aussichtsloser erscheinen. Und wieder mal ist es so typisch für Isabell, fühlte ich mich kopfschüttelnd bestätigt, indessen ich damit kämpfte, weiterhin die Kontrolle über meinen angestrengten Schließmuskel zu behalten.

Okay, dann fange ich jetzt an, beschloss ich. Im Sitzen wird es sowieso besser auszuhalten sein …

Mit dem Kürbis auf meinem Schoß und dem Messer in der rechten Hand nahm ich auf der hölzernen Sitzbank Platz und machte mich im fahlen Restlicht ans Werk. Vielmehr versuchte ich es: Obwohl ich mich darauf konzentrierte, die Dreiecke für Augen und Mund in die Schale zu schneiden und das Fruchtfleisch aus dem Inneren des Kopfes herauszutrennen, gewann doch immer wieder die Sorge, am Ende eine beschämend nasse Hose zu bekommen, die Oberhand über meine Aufmerksamkeit. Mich kurz hinter einen Strauch zu begeben, um mich aus dem Pipi-Dilemma zu befreien, kam nicht in Frage – hierfür waren die Hecken eindeutig zu niedrig und die Gärten lagen viel zu nah beieinander.

Ich wibbelte unruhig auf der Sitzfläche herum, drängte die Oberschenkel so eng zusammen, wie es mir kräftemäßig möglich war, und konnte den beträchtlichen Inhalt meiner Blase kaum noch in mir behalten. Mein Nötigmüssen wurde geschätzt mit jeder Sekunde schlimmer; nicht lange und ich würde gezwungen sein, aufzugeben, wie ich zu Recht befürchtete. Darüber hinaus kühlte sich die Luft immer mehr ab und ich spürte eine Gänsehaut meinen Körper überziehen.

Als wäre dies alles nicht schrecklich genug, glaubte ich zudem, seltsame und unerklärliche Geräusche zu hören. Ein weiterer Grund für mich und meine irrationale Angst, nicht kurzerhand in ein Gebüsch zu verschwinden. Oh Gott, was war das für ein Knacken im Gehölz, fragte ich mich erschrocken und verwarf jeden Gedanken an das dringend benötigte Pullern in der Natur vollends. Zusätzlich durchbrach ein lautes Krächzen das dämmrige Grau meiner Umgebung. Wie unheimlich es war … Verängstigt lauschte ich mit aufgerissenen Augen in die Dämmerung: Könnte ein Vogel dieses Geräusch in den kahlen Ästen des Baumes von sich gegeben haben? Oder war es womöglich ein Geist? An Halloween ist schließlich alles möglich … Mein Mut und die Selbstsicherheit, die mich normalerweise auszeichneten, schwanden merklich. Oh Mann, wie hatte Isabell mich nur so leichtfertig allein lassen können?

Mit einem leichten Zittern in den Händen, das sowohl vom immensen Kraftaufwand des Einhaltens als auch von dem mich gegenwärtig begleitenden Grusel herrührte, setzte ich meine begonnene Arbeit am Kürbiskopf fort. Mit zusammengebissen Zähnen und der Anspannung jeglicher Muskeln meines Unterleibs kam ich den schauderhaften Umständen entsprechend gut voran.

Ich kann bis heute nicht sagen, wie es mir gelungen war, doch am Ende hatte ich eine Kürbisschnitzerei zustande bekommen, die sich trotz allen Unbilden und der zittrigen Finger, die das Messer führten, durchaus sehen lassen konnte.

Der Schluss der Schnitzarbeit war gleichzeitig auch der Moment, an dem ich überdeutlich wahrnahm, wie knapp mein Blasenschließmuskel vor dem Aufgeben stand: Erste Tröpfchen stahlen sich die Harnröhre hindurch und benetzten den Mittelteil meines Slips fühlbar. Ihnen folgten weitere, die sich zu einem kräftigen, heißen Schwall formierten, der fern jeder Kontrolle meinerseits im weichen Stoff des Höschens landete. Dort wurde er blitzschnell aufgesogen, was zur Folge hatte, dass sich das Baumwollmaterial feucht und warm an meine Vagina schmiegte.

Obgleich ich dies zugegebenermaßen als nicht unangenehm empfand, war es doch beileibe nicht das, was ich wollte. Ganz im Gegenteil – sicherlich würden Isabell und ich von hier aus noch weiterziehen und den schaurig-schönsten Abend des Jahres angemessen feiern wollen, da wäre eine nasse Hose samt tropfendem Slip das Letzte, das ich brauchen konnte.

Ein neuerlicher Schwall ergoss sich aus meiner gepeinigten Blase, woraufhin ich von Panik ergriffen das Messer beiseite warf und mir den in heftigster Pinkelnot fertiggestellten Kürbiskopf schnappte. Was mich in jenem Augenblick geritten hatte und wie ich auf diese verrückte Idee gekommen war, weiß ich nicht, doch ich erhob mit dem einigermaßen passabel ausgehöhlten Kürbis in den Händen von der Bank und stellte ihn kurzentschlossen vor mir auf den Boden.

Die nächsten Handgriffe geschahen nahezu wie von selbst: So schnell ich konnte, riss ich Knopf und Reißverschluss meiner Hose auseinander, zerrte mir hastig das bereits feuchte Höschen herunter und hockte mich mit dem nackten Po über das mehr als improvisierte Klo, zu dem ich meinen Kürbiskopf in dieser verwegenen Situation zweckentfremdet hatte.

Sofort plätscherte und sprudelte es haltlos und dermaßen langanhaltend aus mir hervor, als wollte meine Blase nie wieder aufhören, sich zu entleeren. Über allem stöhnte ich vor Wohlgefühl und seufzte aus purer Erleichterung. Nie zuvor hatte ich eine solch grenzenlose Befreiung verspürt, wie ich sie in diesen unglaublichen, kaum zu beschreibenden Minuten des schier hemmungslosen Pinkelns erfuhr.

Ich genoss das Gefühl der wahrhaftigen Erlösung mit jeder Faser meines Körpers und ließ es mit durchgehend geschlossenen Augen laufen. So erkannte ich lediglich am Quietschen des alten Gartentors, dass eine andere Person den Kleingarten zu betreten schien. Oh nein, realisierte ich, da kommt jemand! Und ich hocke hier mit blankem Hintern und piesel in einen Kürbis, schoss es mir in den Kopf, woraufhin sich ohne Verzögerung eine Schamesröte über mein Gesicht ausbreitete, die flammender nicht hätte ausfallen können. Ich hoffte inständig, dass es Isabell sein würde, die mich in dieser höchst peinlichen Lage erwischen sollte. Zu meiner Beruhigung behielt ich Recht:

»Du meine Güte, Anna, was machst du denn da?«, begrüßte sie mich lachend, indem sie, perfekt gestylt, in einem wunderbar sexy Gruselkostüm vor mir stand. Die zugesagte Sektflasche hielt sie in ihrer rechten Hand, während an ihrer linken eine große Tasche baumelte, in der ihr eigener Kürbis steckte und ebenfalls auf seine Verwandlung zu einem echten Hingucker wartete. In diesem Moment war allerdings ich noch der Hingucker des Abends, da ich nach wie vor mit dem Po über dem Kürbiskopf hing und noch immer frei heraus pinkelte.

Die angesammelte Menge aus meiner Blase war dermaßen reichlich, dass es aus der unten liegenden, auffällig gezackten Mundöffnung des Deko-Objekts inzwischen wieder unübersehbar herauszuströmen begann – dieses verlieh dem Anblick der Aktion einen zusätzlich schreckenerregenden Eindruck, wie Isabell mir später amüsiert berichtete.

»Ich musste so tierisch dringend und konnte ja nicht in die Laube zur Toilette«, rechtfertigte ich mich verlegen grinsend, was meine Freundin nicht weniger fröhlich kommentierte:

»Immerhin hast du eine kreative Lösung gefunden und dein Kürbis ist ja mal echt toll geworden. Hey, weißt du was? Am Schluss pinkel ich auch in meinen rein, dann haben wir Gleichstand. Und damit das wirklich klappt, mach ich uns jetzt erstmal den Sekt auf!«