Eine fesselnde Erfahrung – Verschnürt in Not (Kurzgeschichte)

Eine fesselnde Erfahrung
Verschnürt in Not

Von Magenta König

Kurzgeschichte, erschienen am 19.11.2015

VG Wort
Dringend müssender Mann sitzt auf einem Stuhl

Obwohl Jan die Situation, in der er steckte, als durchaus reizvoll empfand, hatte er nicht die Spur einer Ahnung, wohin diese ihn führen und wie sie enden sollte.

 

Seine Freundin Julia und er waren seit mehr als drei Jahren ein Paar. Sie verstanden sich hervorragend, und er genoss ihre Aufgeschlossenheit und Experimentierfreude insbesondere in sexueller Hinsicht. Einiges war bereits von ihnen gemeinsam ausprobiert worden, so dass Jans Offenbarung, des Öfteren von einem Fesselspiel mit ihr zu phantasieren, bei ihr auf offene Ohren traf. Sofort hatte sie zugestimmt und sich zusammen mit ihm an diese Spielart herangetastet – mit wechselnden Rollen, wobei allerdings meist Jan der Passive, also der ‚Ausgelieferte‘ war.

 

In diesem Moment befand er sich erneut in einer solchen Lage – verschnürt mit mehreren Seilen saß er auf einem Stuhl im Wohnzimmer. Die Beine leicht gespreizt, jeweils an einem Stuhlbein fixiert, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Er war vollständig bekleidet, trug eine alte, verwaschene Jeans und ein eng anliegendes graues T-Shirt. Soweit nichts Ungewöhnliches. Neu war hingegen, dass Julias Freundin Anne ebenfalls anwesend war. Diese saß neben ihr auf dem Sofa und kicherte verlegen.

Als sie zuvor an der Tür geklingelt hatte, war es ihm nicht seltsam erschienen. Nachdem der Besuch aber zu ihm in den Raum gekommen war, hatte er die Situation doch als äußerst befremdlich befunden. Erst recht, als er von seiner Partnerin hörte, dass ihr Spiel an jenem Tag ein wenig anders ablaufen würde, da sie beabsichtige, eine spezielle Idee Annes umzusetzen. Was planten die beiden, mit ihm anzustellen?

 

Eine Stunde später hatte er sich an den Umstand gewöhnt, von ihrem Gast in seiner derart verfänglichen Position betrachtet zu werden. Hierbei half es ihm, dass er sie bereits lange kannte und zudem sehr mochte. Darüber hinaus wusste sie ohnehin von seiner Vorliebe für Fesselspiele. Und wenn sie ihnen heute halt zuschauen wollte … Was war schon dabei? Nicht nur einmal hatte sie mit einem Augenzwinkern spekuliert, wie es wohl wäre, wenn sie es zu dritt tun würden, doch dazu war es bisher nie gekommen.

 

Die Atmosphäre war locker und die Besorgnis war aus Jans Gedanken gewichen. Er vertraute den Frauen, die sehr um sein Wohlergehen besorgt schienen. Abwechselnd hielten sie ihm ein Trinkglas, gefüllt mit frischer Apfelschorle, an die Lippen, und auch, während sie eine Tasse Cappuccino genossen vergaßen sie ihn nicht. Seine Liebste pustete sorgfältig, damit er sich am heißen Getränk nicht den Mund verbrannte.

Im Grunde genommen war es ein vollkommen normaler Abend, mit der Ausnahme, dass er bewegungsunfähig an einen Stuhl gebunden worden war, was ihn enorm aufwühlte. Während die beiden Frauen stetig aufgeregter schienen, wurde er eher schweigsam.

 

Anstatt auf ihren alten Platz auf der Couch setzte Julia sich, nachdem sie aus dem Bad zurückgekehrt war, unmittelbar auf Jans Schoß. Sie angelte sich ein Stückchen dunkler Schokolade aus der Schale vom Tisch und dirigierte es liebevoll zwischen seine Lippen.

Er nahm es dankbar an und fragte sich währenddessen, woraus nun eigentlich Annes spezielle Idee bestand und ob es zu ihrer Umsetzung noch lange dauern würde, da ihn ein allzu menschliches Bedürfnis allmählich unruhig werden ließ. Es weckte den Wunsch in ihm, loszukommen, um schnellstmöglich zur Toilette gehen zu können. Ja, er hatte entschieden zuviel getrunken – auch schon, bevor seine Lebensgefährtin mit blitzenden Augen die Seile hervorgekramt und ihn zu fixieren begonnen hatte.

 

Als wäre sie in der Lage, seine Gedanken zu lesen, erhob sich nun auch Anne und betonte, dass der Cappuccino seine Wirkung täte und sie nun ziemlich dringend Pipi müsse. Mit diesen Worten verschwand sie in Richtung WC. Eine gute Gelegenheit für Jan, um Julia auf seine eigene Not hinzuweisen und sie zu fragen, ob sie nicht zwischendurch kurz die Knoten lösen könne. Seine Freundin jedoch antwortete lediglich mit einem vielsagenden Lächeln und einer weiteren Praline, die sie ihm zärtlich auf die Zunge legte.

 

Kaum, dass ihr weiblicher Gast das Wohnzimmer erneut betreten hatte, berichtete Julia ihr von Jans Wunsch, für einen Gang zum Klo kurzfristig befreit zu werden, woraufhin diese zweideutig lächelnd anmerkte:

„Ach, sieh an. Dann beginnt jetzt offenbar der eindeutig interessantere Teil.“

Auf den verdutzten Blick ihres Freundes hin, klärte Julia diesen mit verschmitztem Grinsen darüber auf, dass sie Annes Einfall nachgekommen war, mit ihm auszutesten, wie lange er es wohl aushalten könne, den Drang des Pinkelns zu unterdrücken.

Höchst erstaunt sah er ihr ins Gesicht. Das war es also … Reichlich durchtrieben, wie er fand, eine solche Hinterlist hätte er den beiden Mädchen gar nicht zugetraut. Dieses gab er ihr in wenigen Sätzen kund, doch seine Proteste halfen nichts. Julia kehrte zurück zum Sofa und damit zu Anne. Dort begannen sie, ohne von seinem Missfallen weiter Kenntnis zu nehmen, eine angeregte Unterhaltung.

 

Obwohl er bereits nötig musste, war Jan imstande, es noch eine Weile aushalten zu können. Zudem wollte er den Zweien nicht die Genugtuung des Bittens und Bettelns bieten. Nein, er schaltete auf stur. Ihnen würde er es schon beweisen …

Seine kämpferische Einstellung hielt jedoch nicht lange vor. Seine Blase füllte sich stetig, es wurde immer dringender. Zunehmend in sich gekehrt und verspannt kauerte er auf seinem Stuhl und prüfte heimlich die Festigkeit seiner Handfesseln, indem er unbemerkt daran zog. Wie erwartet gaben sie nicht nach. Warum auch, genauso wollte er es normalerweise haben.

Sein Blick verfolgte die Zeiger der Uhr. Wie ausdauernd würden die Mädels dieses Spiel auskosten? Irgendwann würden sie ihn wohl losbinden, weil sie die Lust verlören – so hoffte er zumindest.

Auf die Nachfrage Julias nach seinem Befinden antwortete er mit einem gezwungenen Lächeln. Es gehe ihm prima, brachte er mühsam hervor, und er fände die gesamte Aktion ohnehin sehr kindisch. Und ganz sicher würde es ihm gelingen, sich nicht vor ihren Augen nasszumachen, auch wenn er damit ihre Erwartungen enttäuschen müsste.

 

Natürlich bemerkten Anne und Julia, wie verbissen er sich mittlerweile abmühte. Jans starke Konzentration und sein abwesender Blick verrieten ihn. Auch wenn sie dem jungen Mann keine größere Beachtung schenkten, nahmen sie dennoch seine Versuche wahr, die Oberschenkel anzuspannen und rhythmisch zusammenzudrücken. Für ein besseres Gelingen rutschte er auf der Sitzfläche nach vorn, soweit er konnte, doch es sah nicht so aus, als würde es viel bringen.

Sein Blasendruck erhöhte sich schnell und heftig; er konnte sich nicht erinnern, jemals so nötig gemusst zu haben. Ohne die Fesselung wäre er schon längst zur Toilette geeilt, jetzt allerdings war er gezwungen, sich mit dem übermächtigen Gefühl auseinanderzusetzen. Es erforderte seine gesamte Kraft, dem gewaltigen Drängen standzuhalten und es sich unter gar keinen Umständen anmerken zu lassen. Nach wie vor hoffte er auf ein Einlenken Julias; so grausam konnte seine Freundin doch nicht wirklich sein?

 

Er spürte die Augenpaare der beiden Mädchen auf seinem Körper, wenn erneut eine Welle des unbändigen Drucks durch seinen Unterleib schwappte. Eine Gänsehaut überzog ihn; lange würde er es nicht mehr durchhalten. Er richtete einen flehenden Blick auf seine Partnerin, doch anstatt ihn zu erwidern, stand diese von der Couch auf und setzte sich zum zweiten Mal auf seinen Schoß.

Das war das Letzte, was er brauchen konnte. Reflexartig spannte er die Oberschenkel- und Bauchmuskeln an, was sie deutlich fühlte, als sie ihn sanft küsste. Im Anschluss fragte sie ihn mit einem süßen Lächeln auf den Lippen, was er davon halten würde, losgebunden zu werden.

„Wär nicht schlecht“, gab er möglichst gefasst zurück, den äußersten Rest an Selbstbeherrschung aufbringend. Daraufhin erkundigte sich Julia bei Anne, ob es wohl wirklich der richtige Zeitpunkt sei, ihn zu erlösen, was ihre vertraute Freundin mit einem nachdenklichen Wiegen des Kopfes beantwortete. Nun mach schon, sag ja!, schrie es in Jan, als er sie schwärmen hörte, wie verdammt sexy er in seiner qualvollen Situation auf sie wirken würde. Andererseits, so vernahm er weiter, hätte sie an seinen nassen Jeans kein Interesse, so dass auch sie dafür wäre, die Seile zu lösen.

 

Sie erhob sich und kam Julia zu Hilfe, die Bänder von ihm und dem Stuhl zu entfernen. Beide ließen es sich nicht nehmen, ihn zu berühren – seine Partnerin natürlich auf direkterem Wege. Jan verzweifelte beinahe an ihren kitzelnden Fingern und der bewusst nervtötenden Langsamkeit, mit der sie die Knoten öffneten, um ihn betont gemächlich aus seiner prekären Lage zu befreien. Er biss sich auf die Zunge. Fast hatten sie ihn soweit. Die Aussicht, sich endlich erleichtern zu dürfen, machte die Reglosigkeit dieser Sekunden zur schlimmsten Qual. Doch noch immer weigerte er sich, zu betteln. Er glaubte ohnehin nicht daran, dass es etwas nützen würde. Dafür hatten die Frauen dieses Experiment bislang viel zu sehr genossen.

 

Sobald es ihm halbwegs möglich war, streifte er sich den Rest der Fesselung hektisch ab, sprang auf und rannte ins Badezimmer. Seine schmerzenden Muskeln protestierten, immerhin hatte er eine geraume Weile in ein und derselben Haltung verbracht, doch darauf konnte er keine Rücksicht nehmen.

Durch die neugewonnene Freiheit und in Bewegung erschien es ihm fast unmöglich, das WC mit trockener Hose zu erreichen. Schon unterwegs riss er sich die Knöpfe der Jeans auf, wobei er mit aufkommender Panik spürte, dass sich erste Tropfen lösten. Das durfte nicht wahr sein. Dieser Schmach im letzten Moment musste er zuvorkommen.

 

Um den Toilettendeckel zu öffnen, fehlte ihm eindeutig die Zeit. Stattdessen riss er in höchster Eile seinen Schw**z hervor und pinkelte in die Badewanne. Während der harte Strahl auf den weißen Wannenboden prasselte, stöhnte Jan vor Glück auf. Er dachte darüber nach, dass ihm die Mädchen, dem hinterhältigen Plan zum Trotz, eigentlich einen Gefallen getan hatten, indem sie ihm eine ganz neue Erfahrung bescherten: Denn so sehr wie in diesem Augenblick hatte er es noch nie genossen, es endlich laufen lassen zu dürfen. Welch ein unfassbar geiles Gefühl!

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