Die Autopanne – Drängende Not am Straßenrand (Kurzgeschichte)

Die Autopanne
Drängende Not am Straßenrand

Von Rebecca Valentin

Kurzgeschichte, erschienen am 07.09.2023

VG Wort
Frau in Minirock lehnt am Auto.

Zuerst hatte es merkwürdige, blecherne Geräusche gegeben, danach ein heftiges Rucken und dann nichts mehr, absolut nichts – ich war mit meinem Wagen liegengeblieben, mitten im Nirgendwo. Ich konnte es nicht fassen.

»Oh nein! Blöde, alte Karre! Warum machst du ausgerechnet jetzt schlapp?«, schimpfte ich in meiner Not lauter als beabsichtigt. Und in Not war ich wahrhaftig – neben der Autopanne, aus der ich mir nicht herauszuhelfen wissen würde, verschlimmerte die Tatsache, dass ich schon seit geraumer Zeit schrecklich dringend zur Toilette musste, mein Dilemma erheblich. Eine berechtigte Sorge, vermischt mit aufsteigender Panik begann sich in mir auszubreiten.

 

Und jetzt? Wie komme ich aus der Sache wieder raus, fragte ich mich und spürte gleichzeitig, wie es bedrohlich und zugleich unheilvoll in meinem Unterbauch rumorte. Ohne die verfluchte Panne hätte ich es bis nach Hause geschafft, war ich mir sicher, doch nun, da ich hier an der wenig befahrenen Landstraße mit einem defekten Fahrzeug stand, löste sich diese Gewissheit in Luft auf. Ich versuchte noch einmal, den Motor wieder zu starten, aber es tat sich nichts. Nicht das kleinste Lebenszeichen gab er von sich …

 

Natürlich war weit und breit kein WC in Sicht. Nicht mal nennenswerte Sträucher oder zumindest hohe Gräser waren am Straßenrand vorhanden, hinter die ich mich hätte hocken können, um die wahnsinnig drängende Notdurft zu verrichten, die mich bereits seit dem frühen Morgen quälte.

Feuchtigkeit sammelte sich auf meiner Stirn; ich begann zu schwitzen. Kaum wagte ich, aus dem Wagen auszusteigen, zu groß war die Gefahr, dass in exakt diesem Moment mein gesamter Darminhalt ins Höschen gehen könnte. Dass ich zu dem Slip lediglich einen knappen Minirock, ein Shirt und hohe Pumps trug, gestaltete die Situation weiß Gott nicht einfacher.

Ach Mann, ich war meinem Zuhause schon so nah gewesen, haderte ich verzweifelt und dachte gleichzeitig an den lustigen Mädelsabend zurück, in dessen Anschluss wir gemeinsam bei einer der Freundinnen übernachtet hatten. Da ich aus Gewohnheit und wohl auch aus Scham nicht gern bei anderen Leuten mein großes Geschäft verrichte, hatte ich das Klo nach dem Aufwachen nur zum Pullern besucht und den Stuhlgang trotz eines reichhaltigen Frühstücks mit seinem stoffwechselanregenden Kaffee erfolgreich verdrängt.

 

Durch das gesellige Beisammensitzen über die Mahlzeit hinaus und der anschließenden Heimfahrt waren inzwischen einige Stunden vergangen – entsprechend riesig war jetzt der Druck, der meinen Darm fast zum Explodieren brachte.

Den weitaus mehr als überfälligen Gang zur Toilette aufzuschieben, war während der Fahrt so unsagbar mühevoll geworden, dass in der Zeit nur ein einziger Wunsch in mir Platz gefunden hatte: Mich endlich, endlich auf eine WC-Schüssel setzen zu dürfen, um einer kolossalen Befreiung gleich hinauszulassen, was ohnehin nicht länger zurückzuhalten sein würde.

 

Ich hatte mich wahnsinnig beeilt, das Gaspedal durchgedrückt und war wie von der Tarantel gestochen gerast, nur um rechtzeitig ins heimische Bad zu gelangen, bevor die heftige Notlage ein prekäres Eigenleben entwickeln könnte. Ja, und nun das: Ich steckte mit meinem kaputten Auto in der zwar sonnigen, aber dennoch trostlosen Einöde fest, von der Panik ergriffen, dass ich mir jeden Augenblick ins Höschen ka**en müsste.

 

Obwohl ich wusste, dass es bei meiner technischen Unkenntnis keinen Sinn ergeben und meine verhängnisvolle Lage keineswegs verbessern dürfte, beschloss ich dennoch, aus dem Fahrzeug auszusteigen und unter die Motorhaube zu schauen. Bei dieser Gelegenheit würde ich mich zudem ein wenig genauer umsehen und vielleicht doch ein Gebüsch oder Ähnliches ausfindig machen, hinter dem ich mich erleichtern könnte.

Von diesem Gedanken geradezu beflügelt, erhob ich mich vorsichtig vom Fahrersitz, was sich sogleich in meinem Unterleib bemerkbar machte: Als wäre die Bewegung meines Körpers eine Art Startsignal gewesen, versuchte der malträtierte Schließmuskel bereits die Spitze der geruchsintensiven Wurst freizugeben, was ich jedoch um Haaresbreite verhindern konnte. Oh Gott, erschrak ich, was war das? Geht es etwa los? Ganz von allein? Das Schwitzen verstärkte sich, mein Mund wurde trocken.

 

Ich kniff die Muskulatur des Polochs noch fester zusammen, als ich es ohnehin schon seit Stunden getan hatte, nur um festzustellen, dass jener Kraftaufwand zunehmend weniger Wirkung zeigte. Mein Anus versuchte, sich selbständig zu öffnen, um dem vehement von innen schiebenden Haufen auf der Stelle die Freiheit zu gewähren, nach der dieser so energisch verlangte. Ich allerdings war strikt dagegen; auf gar keinen Fall würde dieses auf dem Polstersitz meines Wagens geschehen, mochte er auch noch so betagt und lädiert sein. Schließlich müsste das Auto irgendwann von hier fortgebracht werden und wer immer mir bei dieser Unternehmung behilflich sein sollte, dürfte unter keinen Umständen den Geruch meines Ka**a-Unfalls im Fahrzeuginneren bemerken. Insbesondere, da es sich bei dieser zuvorkommenden Person aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Freund oder guten Bekannten handeln würde.

 

Bei etwas Buschgrün vom Straßenrand sah sie Lage allerdings anders aus: Dieses wäre mir sogar äußerst willkommen, sinnierte ich im selben Augenblick, in dem es mir gelang, ohne komplette Höschen-Katastrophe aus dem Wagen zu steigen. Ich müsste nur den Blick rundum schweifen lassen, ob es nicht vielleicht doch die eine oder andere Pflanze gab, die mich zumindest ansatzweise verdecken könnte. Denn obwohl es hier menschenleer schien, würde bei meinem Glück natürlich in genau diesem genierlichen Moment jemand vorbeikommen.

Die gesamte Zeit, die es gebraucht hatte, mich aus dem Auto zu schälen, hielt ich den hinteren Schließmuskel eng zusammengepresst, schwitzte fühlbar und war vor Erschöpfung merklich weich in den Knien geworden.

 

Während es mir nun aber gelang, mich staksig und steifbeinig zur Motorhaube zu bewegen, erfasste ich, dass ich total übersehen hatte, den im Inneren befindlichen Griff zum Entriegeln zu ziehen.

»Ich Idiot«, platzte es unwillkürlich aus mir heraus, »wie konnte ich das nur vergessen?« Logischerweise war es ärgerlich, auf der anderen Seite jedoch auch verständlich, da mein Gehirn vollauf mit der Bewältigung meiner verheerenden, im Versagen begriffenen Einhaltemühen beschäftigt gewesen war.

 

Wie wenig Bedeutung es schlussendlich hatte, ob die Haube meines Fahrzeugs offen stand, wurde mir angsterfüllt bewusst, als der Druck in meinem Enddarm dermaßen gewaltig zunahm, dass ich den Rücken im selben Augenblick noch stärker durchdrückte. Reflexartig spannte ich zudem jeden verfügbaren Muskel aufs Äußerste an und zog ein Knie zu mir nach oben.

So verharrte ich ähnlich einer Statue, mit der vollsten Konzentration darauf, die Kontrolle nicht zu verlieren und meinen Slip zwischen den Beinen sauber zu behalten. Alles in mir zitterte, der übermenschlich gepeinigte Schließmuskel zuckte vor Anstrengung, indessen ich mich fieberhaft und mit beträchtlicher Panik in der ländlich-öden Gegend umschaute.

 

Dort drüben! Da steht ein Strauch und er ist schön grün und buschig! Bei diesem Anblick des einzig nennenswert-aufragenden Gewächses im näheren Umkreis durchströmte mich neben der Befürchtung, jeden Moment die Beherrschung über meinen Darminhalt verlieren zu können, pure Glückseligkeit. Die Pflanze befand sich schräg hinter meinem Wagen, so dass ich sie vom Fahrersitz aus nicht hatte sehen können.

Nun dauert es nicht mehr lange, bis du endlich ka**en und alles rauslassen kannst, freute ich mich und machte mich mit hart angespannten Pomuskeln und fest zusammengepresstem Anus auf den Weg. So gut es mir möglich war, eilte ich dem rettenden Strauch am Fahrbahnrand entgegen.

 

Gleich, jetzt gleich, oh Gott, jetzt gleich … Die Erlösung so nah vor Augen, spürte ich bereits so etwas wie Erleichterung in mir, als ich plötzlich einen nicht weniger alten Kombi bemerkte, der neben meinem Wagen zum Stehen kam. Will mir da etwa jemand seine Unterstützung anbieten? So wundervoll diese Erkenntnis unter gewöhnlichen Umständen gewesen wäre, so unpassend erschien sie mir in diesem Augenblick, in dem der Anfang der dicken und würzig riechenden Wurst erneut ansetzte, schon aus meinem Darmausgang zu rutschen.

»Hallo!«, rief der große, schlanke Mann, der mittlerweile aus seinem Auto ausgestiegen war, zu mir herüber. »Ist was mit dem Fahrzeug?« Hierbei deutete er auf meine alte, liegengebliebene Rostlaube. »Brauchen Sie Hilfe?«

Und ob ich die brauche, lautete die erste Intuition, die mich durchfuhr, und zwar dabei, ganz schnell ein eingeka**tes Höschen zu verhindern. Dass der zugegebenermaßen ziemlich gutaussehende Typ hier aufgekreuzt war, passte mir gerade überhaupt nicht. Auch wenn er in bester Absicht angehalten hatte, was ihm sicherlich hoch anzurechnen war, stand ich immer noch kurz davor, mir den Slip unter dem knappen Minirock gnadenlos vollzumachen.

 

Dermaßen dringend und zeitlich eng, wie in dieser Sekunde, war es nie zuvor in meinem Leben gewesen. Jene starke Empfindung, gepaart mit der blanken Panik, mich mit dem nächsten Atemzug hilflos einzuka**en, nun auch noch vor den Augen des attraktiven Fremden, veranlasste mich, dem Gebüsch weiterhin entgegen zu hetzen. Ich hatte weder Zeit, mich um die dämliche Panne zu kümmern, noch für den freundlichen Helfer – einzig der Haufen, der sich in exakt diesem Moment aus mir herauszuschieben begann, war noch von Bedeutung für mich. So erreichte ich das Erlösung versprechende Buschwerk mit dem allerletzten Wimpernschlag.

 

Gerade glitt der Anfang der umfangreichen, kräftig duftenden Wurst bereits in das Innere meines Höschens hinein, als ich es hinter den notdürftig Sichtschutz bietenden Zweigen auch schon hastig herunterriss.

Schnell ging ich in die Hocke, fühlte den Slip in meinen Kniekehlen spannen und nahm gleichzeitig wahr, wie der gesamte Darminhalt schier endlos aus meinem Anus hinausglitt. Ich brauchte nicht durch Drücken nachzuhelfen; ganz von selbst bahnte sich die braune, herbe riechende Masse ihren Weg und plumpste schwer in das Gras unter mir. Zeitgleich pinkelte ich den zwischenzeitlich angesammelten Inhalt meiner Blase, was durch den Kaffee und die zwei Gläser Orangensaft des zurückliegenden Frühstücks nicht wenig war, heraus. Der kräftige Strahl zischte prasselnd auf den heißen Haufen am Boden hinunter, der sicherlich auffallend gedampft hätte, wenn die Temperatur an diesem warmen Sommertag um einiges kühler gewesen wäre.

 

Überwältigt von den Emotionen, die mich in diesem Augenblick erfassten, rannen mir die Tränen über die Wangen. Eine Gänsehaut überzog meinen gesamten Körper und ich wurde von der Erleichterung, die mich gleichzeitig zum Weinen und Lachen brachte, förmlich übermannt. Einen solchen Gefühlsüberschwang hatte ich selten erlebt – ich vergaß die Welt um mich herum und genoss ihn mit klopfendem Herzen.

Inmitten dessen fiel mir siedendheiß ein, dass ich kein Papier zum Abwischen dabei hatte, doch glücksdurchflutet, wie ich war, kümmerte mich diese Tatsache wenig. Ich riss mir kurzerhand ein Blatt vom Strauch ab und säuberte mich damit behelfsmäßig.

 

Nichts hätte das wunderbar leichte und allumfassende Gefühl der Erlösung trüben können, welches mich bis in die kleinste Nervenzelle ausfüllte.

Als wäre ich soeben neu geboren worden, erhob ich mich wieder, zog mein Höschen zurück nach oben und trat dem begehrenswerten Ritter, der noch immer neben seinem Kombi wartete, um mir heldenhaft aus der Patsche zu helfen, strahlend entgegen.

Wegen des Jugendschutzes wurden in dem Text auf dieser Seite einige Buchstaben durch Sternchen ersetzt. Wir bitten um Verständnis.
Die unzensierte Version des Textes ist nur in der Zeit von 22:00 bis 6:00 Uhr abrufbar.