Beste Freundinnen – Pee-Desperation unter Palmen (Kurzgeschichte)

Beste Freundinnen
Pee-Desperation unter Palmen

Von Rebecca Valentin

Kurzgeschichte, erschienen am 18.07.2024

VG Wort

Frau steht mit überkreuzten Beinen vor einer Palme und pinkelt sich in die Hose.

 

Wie hatte sie nur in diese unsägliche Lage geraten können? Ausgerechnet im langerwarteten Urlaub, den sie unbeschwert mit ihrer besten Freundin verbringen wollte, musste ihr dieses Unglück mit der nassen Hose passieren …

 

Sie hatten die Florida-Reise minutiös geplant – die Unterkunft war mit ebensolcher Sorgfalt ausgewählt worden, wie Lena und Kiara sich ihre Ideen für diverse Unternehmungen aus dem Internet herausgesucht hatten. Von jenem Zeitpunkt an war die Vorfreude auf den Sunshine State das einzige Thema zwischen den langjährigen Freundinnen gewesen und sie hatten den Tag der Abreise kaum noch erwarten können.

 

Beim Hinaustreten aus dem Flughafengebäude wurden die beiden Frauen von der Sonne und der angenehm warmen Luft wohlig eingehüllt. Zum ersten Mal sahen sie Palmen so natürlich am Straßenrand wachsen, wie es bei ihnen zuhause die heimischen Laubbäume taten. Die Freundinnen waren entzückt, sprachen auf der Taxifahrt zum Hotel von nichts anderem und bezogen bald darauf ihr gemeinsam gebuchtes Zimmer.

 

Kiara war die Erste, die auf direktem Wege zur Toilette sprintete, auch wenn Lena ihr liebend gern zuvorgekommen wäre.

»Mach aber schnell«, rief sie der dunkelhaarigen Vertrauten daher hinterher, »ich muss mindestens genauso nötig wie du.« Diese Aussage entsprach zu 100 Prozent der Wahrheit: Nach dem langen Flug drückten die Blasen der Frauen derart heftig, dass sie schon bei der Landung kaum mehr in der Lage gewesen waren, die Beine ruhig zu halten. Mit diesem mächtigen Pinkeldrang im Unterleib ging Lena nun rastlos im Zimmer umher und wartete sehnsüchtig auf die Freigabe des kleinen, angrenzenden Bads.

»Mensch Kiara, beeil dich mal ein bisschen!«, schob sie kurz darauf eindringlich nach, woraufhin im selben Moment das Rauschen der Klospülung ertönte und sie schnurstracks ansetzte, der rettenden WC-Schüssel atemlos entgegenzustürmen.

Unmittelbar nachdem es zu laufen begonnen hatte, hielt das wunderbar wohltuende Gefühl der Entspannung Einzug, das Lena unabsichtlich aufstöhnen ließ: Geschafft, jetzt konnte der wohlverdiente Urlaub unter der goldenen Sonne Florias beginnen!

 

Bereits am nächsten Tag machten sich die Freundinnen auf, die weitere Umgebung des Hotels zu erkunden, in der sich neben einigen Attraktionen eine prächtige Einkaufstraße befand, die das hübsche Doppel wie magisch anzog. Die Sonnenstrahlen kitzelten sie von einem wolkenlos blauen Himmel und sie freuten sich darauf, durch die Boutiquen und diverse andere Geschäfte zu streifen. Sich hier und da etwas zu kaufen, ein schickes Mitbringsel zu erstehen und es sich am ersten Urlaubstag so richtig gutgehen zu lassen, war das erklärte Ziel ihres Ausflugs.

Nicht nur die fremden, bunten Läden, auch die vielen ansprechenden Coffeeshops und Getränkestände lockten an diesem heißen Nachmittag mit allerlei Versuchungen, denen Kiara und Lena nicht selten nachgaben. So ließen sie sich des Öfteren zu einem starken Muntermacher oder einer kühlen Erfrischung verführen und tranken während ihres Klamotten- und Souvenirbummels nebenher reichlich Kaffee, Eistee und Orangensaft.

 

Knapp zwei Stunden später sprach die Freundin aus, was Lena längst ebenso leidvoll in ihrer unteren Bauchregion spürte:

»Sag mal, musst du auch so furchtbar dringend pullern?«

»Ja, und wie! Bei mir ist es sowas von megakrass!« Weil sie als Bestätigung endlich aussprach, was bereits seit geraumer Zeit als permanent stärker werdendes Problem in ihrem Kopf kreiste, nahm der gewaltige Druck ihrer Blase noch einmal beträchtlich zu. Er veranlasste die hübsche Blonde, die Beine unwillkürlich zu überkreuzen und in die Knie zu gehen.

»Komm, dann gucken wir jetzt als Erstes nach einer Toilette«, beschloss die Brünette, die Einwilligung der Freundin voraussetzend, und beschleunigte ihre Schritte rapide. Wo sich hier eine solche Örtlichkeit allerdings finden lassen sollte, war weder Kiara noch Lena klar, doch welche Alternative hatten sie, als händeringend nach einem Ausweg für ihre unliebsame Bredouille zu suchen?

 

Obwohl sie sich in der, für sie vollkommen fremden, Innenstadt gründlich umschauten und in jedwede Seitenstraße blickten, konnten die jungen Frauen keinerlei öffentliche Sanitäreinrichtung entdecken. In der Zwischenzeit nahm ihrer beider Pee-Desperation dermaßen zu, dass sie sich inmitten des Laufens die Hände zwischen die Schenkel pressten und zu Recht befürchteten, es nicht mehr lange einhalten zu können. Insbesondere die dunkelhaarige Kiara war der Verzweiflung nahe; Tränen füllten ihre Augen, sie bewegte sich nur noch in gebückter Haltung vorwärts und konnte fast spüren, wie der erste Schwall Urin in ihr Höschen rauschen wollte. Ohne zu ahnen, dass dieses bei ihrer Freundin bereits geschehen war, keuchte sie dieser inmitten ihrer schnellen Vorwärtsbewegung zu:

»Oh Gott, bei mir läuft es gleich von allein!«

»Bei mir auch! Mein Slip hat sogar schon etwas abbekommen … Ich will einfach nur aufs Klo, was sollen wir nur tun?«

»Ich weiß nicht. Weiter suchen. Vielleicht haben die da vorne in dem kleinen Burgerladen ein Kunden-WC, oder so …«

»Oh ja, das hoffe ich sooo sehr!«

 

Von dieser Aussicht zu neuem Mut animiert, strebten die zwei dem anvisierten Restaurant eilig entgegen, stoppten jedoch abrupt vor der gläsernen Eingangstür, da Kiara plötzlich schrill aufschrie:

»Du meine Güte, bei mir ist jetzt auch was gelaufen, obwohl ich’s wie verrückt abklemme! Mensch Lena, verdammt, wir werden uns beide in die Hose pinkeln …«

In ihrer Stimme schwang aufkommende Panik mit, dazu war die gesamte Körperhaltung der jungen Frauen derart eindeutig, dass dem Angestellten des Foodplaces, der sie bereits durch die Fensterfront entdeckt hatte, ebenfalls nicht entging, in welch großer Pinkelnot sich die unglücklich wirkenden Touristinnen befanden.

 

Im selben Augenblick, in dem Kiara nach dem Griff der Glastür fassen wollte, trat der freundliche Mitarbeiter heraus.

»Come in Ladies, we have a toilet«, lud er die Freundinnen ein, die Sanitäranlagen des bescheidenen Lokals zu nutzen. »But only one, sorry«, ergänzte er entschuldigend, lediglich eine Möglichkeit zur Erleichterung anbieten zu können, wobei seine Miene das Bedauern widerspiegelte, das er empfand.

Egal wie, es war eine Aufforderung des Himmels, der die Blondine zuerst nachkam, indem sie, ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde zu zögern, in das Restaurant hineinstürmte und dem Gästeklo im hinteren Eck geradewegs entgegenflog. Anders als am Tag zuvor im Hotel war es heute Lena, die die einzige, heißbegehrte Räumlichkeit als Erste für sich beanspruchte.

 

Sie riss die Tür auf, zerrte sich zeitgleich dazu die Hose herunter und ließ sich befreit aufstöhnend auf die WC-Brille fallen. Sie saß noch nicht ganz, da begann der heiße Strahl schon unkontrolliert aus ihr herauszuzischen und hörbar plätschernd in das Wasser der kühlen Edelstahlschüssel zu prasseln. Ein so allumfassendes Gefühl des Glücks und der Erleichterung hatte sie lange nicht mehr verspürt – ihr gesamter Körper wurde von Emotionen der Leichtigkeit und Freude förmlich überschwemmt. In diesen absolut überwältigenden Sekunden blieb dennoch Platz für den Gedanken an ihre Freundin, weshalb sie sich nach allen Kräften beeilte, die Toilette rasch wieder zur Verfügung stellen.

 

Das Bestreben Lenas half leider nicht, denn kaum, dass sie in das Innere des Burgerladens vorgeprescht war, hatte Kiara jegliche Kontrolle über ihren Blasenschließmuskel verloren.

Vor den Augen des mitleidig dreinschauenden Servicemitarbeiters war ihre Jeans regelrecht geflutet worden. Von dem klatschnassen Slip bis hinunter zu den quitschfeuchten Schuhen hatte sich ihre Kleidung vollgesogen und war an den Innenseiten der Beine komplett dunkel und glänzend nass geworden. Der warme Strom aus dem Inneren ihrer restlos überfüllten Harnblase hatte gar nicht wieder aufhören wollen zu fließen. Immer mehr des nicht länger zu beherrschenden Blaseninhalts war ihr ins Höschen geschossen und hatte sich von dort über die gesamte Fläche ihrer Beinkleider und Schuhe verteilt.

Wenn es vorher ein paar Tränen waren, die ihre Augen lediglich befeuchtet hatte, dann weinte Kiara in diesem bloßstellenden und wohl beschämendsten Augenblick ihres Lebens wahre Sturzbäche. Niemals zuvor hatte sie etwas derart Peinliches erlebt, wie das erbarmungswürdige Einpinkeln ihrer Jeans unter den mitfühlenden Blicken des sympathischen Fast Food-Angestellten. Sie wusste nicht, wohin sie schauen sollte und hielt die Augen deshalb verlegen zu Boden gesenkt.

 

Beim Hinauskommen sah Lena das gesamte Fiasko vor sich: Im Vordergrund den hilflos dastehenden Servicemitarbeiter, vor allem aber ihre hübsche Reisebegleitung, die mit tränenüberströmten Wangen und pitschnassen Hosen in ihrer nicht gerade kleinen Pipi-Pfütze stand.

Sofort ging sie zu ihr, nahm sie tröstend in die Arme und drückte die Freundin schweigend an sich. Nicht, dass Worte in dieser Situation überflüssig gewesen wären, doch Lena fiel in diesem Moment, der angefüllt war mit den unschönsten Empfindungen, nichts Passendes ein, dass auch nur annähernd zu den prekären Umständen gepasst hätte.

 

Kiara erwiderte die Umarmung sogleich. Der stumme Trost tat ihr gut, noch mehr aber freute sie sich, als Lena dann doch ihre Stimme wiederfand und eine aufrichtig gemeinte Entschuldigung hervorbrachte:

»Bitte verzeih mir, ich hab nicht nachgedacht und bin einfach so losgerannt«, offenbarte sie in gesenkter Tonlage. Die Brünette schüttelte den Kopf.

»Ach, vergiss es«, schniefte sie, »das hab ich doch gestern im Hotelzimmer genauso gemacht. Hättest du mir grad eben den Vortritt gelassen, wären jetzt nicht meine, sondern deine Klamotten nass. Denn du hättest doch bestimmt auch keine Sekunde länger einhalten können, oder?«

»Nein, ganz sicher nicht, bei mir war es auch sowas von eng.«

»Na, siehste.« Die beiden Frauen blickten sich an und zum ersten Mal seit dem Beginn des unaufhaltbaren Fließens ihres Urins in Slip und Hose zeigten Kiaras Lippen ein Lächeln, das Lena ihr gern zurückgab. Es war ein Zeichen ihrer innigen Freundschaft und bewies wieder einmal, dass beste Freundinnen miteinander durch dick und dünn gehen – sie halten in allen erdenklichen Situationen zusammen, auch wenn diese zuweilen triefendnass ausgehen …